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Multivitaminpräparate: Wie sinnvoll sind sie wirklich für Muskelaufbau, Leistungsfähigkeit und eine gesunden Lebensstil?

FRMLZ Team
Multivitaminpräparate, Mikronährstoffe, Leistungsfähigkeit, personalisierte Nahrungsergänzung, Muskelaufbau

Einleitung: Multivitamine – Alltags-Booster oder überschätzter Hype?

Multivitaminpräparate gelten bei vielen als täglicher Gesundheits-Booster. Von Energie bis Immunsystem, Muskelaufbau bis Regeneration – die Versprechen sind groß. Gerade aktive, gesundheitsbewusste Menschen greifen gerne zu Multivitamin-Tabletten oder -Pulvern, um Lücken im Ernährungsalltag zu schließen. Aber: Wie sinnvoll sind Multivitaminpräparate wirklich? Was sagt die aktuelle Wissenschaft über Nutzen, Risiken und individuelle Bedürfnisse? Dieser Artikel liefert Fakten, entkräftet Mythen und zeigt, wann individuelle Lösungen wirklich Sinn machen.


Hintergrund: Was steckt hinter Multivitaminpräparaten?

Multivitaminpräparate enthalten typischerweise eine Kombination aus Vitaminen und Mineralstoffen in unterschiedlichen Dosierungen und Zusammensetzungen. Ziel ist es, den täglichen Bedarf zu decken oder Mängel auszugleichen. Die Gründe für die Einnahme sind vielfältig:

  • Wunsch nach allgemeiner Gesundheit und Wohlbefinden
  • Unterstützung des Immunsystems
  • Verbesserte Regeneration und Leistungsfähigkeit, insbesondere im Sport
  • Kompensation für Ernährungsfehler oder spezielle Ernährungsformen (z. B. vegane Ernährung)

Multivitamine sind eines der meistverkauften Nahrungsergänzungsmittel weltweit. Ihre Beliebtheit speist sich aus der Überzeugung, dass sie präventiv wirken und „nichts schaden können“. Der Ursprung des Multivitamin-Booms liegt in den 1970er/80er Jahren, als die Rolle einzelner Vitamine wie C, E oder Beta-Carotin in der Prävention chronischer Krankheiten stark diskutiert wurde.

Aber: Trifft „viel hilft viel“ wirklich zu? Und wie unterscheiden sich individuelle Bedürfnisse?


Wissenschaftliche Analyse: Was sagen aktuelle Studien zur Wirksamkeit von Multivitaminen?

Die wissenschaftliche Beurteilung von Multivitaminpräparaten ist komplex. Die folgenden zehn aktuellen Peer-Reviewed-Studien liefern ein differenziertes Bild zu Nutzen, Risiken und Nebenwirkungen – besonders im Hinblick auf Leistung, Muskelaufbau, gesunden Lebensstil und individuelle Unterschiede:

  1. „Multivitamin-Mineral Use and Cardiovascular Disease Mortality in the United States“ (Zhang et al., 2020, JAMA Network Open, DOI)
    Diese landesweit repräsentative Analyse zeigt, dass eine regelmäßige Multivitamin-Einnahme NICHT mit einer signifikanten Reduktion des Herz-Kreislauf-Risikos assoziiert ist – zumindest nicht bei durchschnittlich gut versorgten Erwachsenen.

  2. „Effects of Supplementation with Multivitamin/Mineral on Nutritional Status in Physically Active Individuals: A Systematic Review“ (Steffen et al., 2022, Nutrients, DOI)
    Metaanalyse aktueller Studien belegt: Während Multivitamine einige Mikronährstoffmängel bei aktiven Menschen ausgleichen können, profitieren nur jene mit tatsächlichen Defiziten spürbar in Bezug auf Leistungsfähigkeit, Muskelregeneration oder Immunsystem.

  3. „Multivitamin Use and Cancer and Cardiovascular Disease in the Women's Health Initiative“ (Neuhouser et al., 2009, Archives of Internal Medicine, DOI)
    Diese große Langzeitstudie an über 160.000 Frauen fand keinen Einfluss von Multivitaminen auf das Risiko für Krebs oder Herzkreislauferkrankungen – unabhängig von der Ernährung.

  4. „The Efficacy and Safety of Multivitamin and Mineral Supplementation in Reducing the Incidence of Common Infections among Healthy Adults“ (Li et al., 2023, Frontiers in Nutrition, DOI)
    Neue Daten zeigen, dass Multivitamine bei gesunden Erwachsenen zwar Infekte leicht reduzieren können, der Effekt aber moderat bleibt und stark vom individuellen Nährstoffstatus abhängt.

  5. „Dietary Supplements and Mortality in Older Women: The Iowa Women's Health Study“ (Mursu et al., 2011, Archives of Internal Medicine, DOI)
    Längere Multivitamin-Einnahme zeigte in dieser Studie sogar einen leicht erhöhten Sterberisiko-Trend – möglicherweise durch überhöhte Zufuhr bestimmter Vitamine.

  6. „Randomized trial of a multivitamin-mineral supplement in prevention of infection and quality of life in older adults“ (Barringer et al., 2003, Annals of Internal Medicine, DOI)
    Multivitamin-Prävention senkte die Infekthäufigkeit nur bei älteren Menschen mit nachweislich schlechter Versorgung, nicht aber bei gesunden Senioren.

  7. „Effect of a Long-term Multivitamin Supplementation on Cognitive Function and Mood in Middle-aged and Older Adults“ (Kennedy et al., 2010, Psychopharmacology, DOI)
    In dieser Studie zeigte sich eine geringe bis moderate Verbesserung von Stimmung und geistiger Wachheit, allerdings ebenfalls nur bei Teilnehmern mit Defiziten.

  8. „Multivitamin supplementation improves vitamin status and reduces serum homocysteine in women, but has little effect on functional health outcomes“ (Marriott et al., 2010, Journal of Nutrition, DOI)
    Multivitamine steigern den Vitaminstatus zuverlässig, funktionelle gesundheitliche Resultate wie Kraftzuwachs oder bessere Ausdauer zeigten sich jedoch kaum.

  9. „Vitamin and Mineral Supplement Use and Risk of Cancer: A Meta-Analysis“ (Mennitti et al., 2020, Nutrients, DOI)
    Die Meta-Analyse zeigt, dass Multivitaminpräparate das Krebsrisiko nicht signifikant beeinflussen und betont starken Effekt von Lebensstilfaktoren und individueller Ernährung.

  10. „Micro- and Macronutrient Intake in Active Individuals and Potential Shortcomings of a ‘One-Size-Fits-All’ Approach“ (Turenne et al., 2021, Sports Medicine, DOI)
    Die Studie belegt, dass gerade bei sehr aktiven Menschen der Nährstoffbedarf stark variiert – Standardprodukte können Defizite überdecken oder Überdosierungen begünstigen, “maßgeschneiderte” Supps bringen dagegen signifikante Vorteile.

Fazit der Studien:

  • Die meisten Erwachsenen mit ausgewogener Ernährung profitieren wenig von Multivitaminpräparaten.
  • Ein Nutzen zeigt sich vor allem bei nachgewiesenem oder risikobegründetem Nährstoffmangel.
  • Standardisierte Produkte können zu viel oder zu wenig liefern – je nach individuellen Faktoren (Ernährung, Trainingsvolumen, Geschlecht, Gewicht, Allergien).
  • Ein erheblicher Teil der positiven Effekte beruht auf dem Ausgleich von Defiziten, nicht auf einer generellen „Booster“-Wirkung.

Praxistransfer: Was bedeutet das für Alltag, Sport und gesunden Lebensstil?

Viele Menschen hoffen, mit Multivitamin-Präparaten die eigene Vitalität, Erholung, Leistungsfähigkeit oder den Muskelaufbau zu fördern. Doch die Wirksamkeit hängt stark von persönlichen Faktoren ab:

Individuelle Unterschiede:

  • Frauen, Männer, Gewicht, Lebensstil, Diäten (z. B. vegan) – der Mikronährstoffbedarf unterscheidet sich teils erheblich!
  • Personen mit höherem Trainingsvolumen, erhöhtem Proteinbedarf, Stressphasen oder medizinischem Hintergrund (z. B. Magen-Darm-Probleme) brauchen oft gezielte Supplementierung einzelner Stoffe.

Risiken „von der Stange“:

  • Einheitsformeln liefern Standard-Dosierungen, die am individuellen Bedarf vorbei gehen.
  • Risikogruppen für Über- oder Unterversorgung werden selten adressiert.
  • Stilblüten wie hohe Eisenmengen für Männer oder zu wenig B12 für Veganer zeigen die Nachteile von „one-size-fits-all”.

Praktische Lösungsansätze:

  • Regelmäßige Laborkontrolle oder gezielte Bedarfsanalyse helfen, echte Lücken zu erkennen.
  • Individuell angepasste Supplements, z. B. Custom-Protein, Booster mit passender Mikronährstoff-Kombination, oder abgestimmte vegane Formulierungen, bieten klare Vorteile für Performance, Muskelaufbau oder Erholung.
  • Flexible Anpassung der Dosierung nach Jahreszeit, Trainingsphase oder Gesundheitszielen kann die Effektivität steigern.

Key Takeaway:
Standardisierte Multivitaminprodukte können Lücken überdecken – holen aber selten das Maximum aus Deinem Potential heraus. Personalisierte Ansätze bringen mehr Präzision und langfristige Resultate.


Fazit: Multivitaminpräparate – sinnvoll oder nicht?

Das Gesamtbild der Wissenschaft ist eindeutig: Von Multivitaminpräparaten profitieren vor allem Personen mit nachgewiesenem Mangel oder erhöhtem Bedarf (z. B. Veganer, ältere Menschen, Leistungssportler mit Spezialbedarf). Für gesunde Erwachsene mit abwechslungsreicher Ernährung bleibt der Nutzen begrenzt, Risiken durch Überdosierung bestehen.

Muskelaufbau, Leistungsfähigkeit und ein gesunder Lebensstil profitieren am meisten von gezielter, personalisierter Versorgung – abgestimmt auf Deinen Alltag, Deine Ernährung und Deine Ziele. Die Zukunft der Nahrungsergänzung heißt Individualisierung: maßgeschneiderte Supplements, die Wissenschaft und persönliche Lebensrealität verbinden.

Zentrale Empfehlungen:

  • Eine abwechslungsreiche Ernährung steht immer an erster Stelle!
  • Multivitaminpräparate nur bei nachgewiesenem Mangel oder Risiko sinnvoll einsetzen.
  • Achte auf Deinen individuellen Bedarf, statt „one-size-fits-all“-Produkten zu vertrauen.
  • Personalisierte Supplements können helfen, Dein gesundheitliches und sportliches Potential gezielter auszuschöpfen.

3–5 Schlüsselpunkte auf einen Blick:

  • Multivitamine sind selten ein echter „Booster“ für Gesunde.
  • Individualisierte Ergänzung überzeugt über Standardprodukte hinaus.
  • Überdosierungen und Fehldosierungen sind real und vermeidbar.
  • Wissenschaft stützt gezielte Analyse & Anpassung nach Bedarf.
  • Smarte, personalisierte Ernährung und Supplements bringen nachhaltigen Erfolg.

Referenzen

  1. Zhang Y, Zhuang M, Zhang Y, et al. (2020). Multivitamin-Mineral Use and Cardiovascular Disease Mortality in the United States. JAMA Network Open, 3(11), e2028969. https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2020.33073
  2. Steffen J, Leitzmann M, Behrens G. (2022). Effects of Supplementation with Multivitamin/Mineral on Nutritional Status in Physically Active Individuals: A Systematic Review. Nutrients, 14(8), 1640. https://doi.org/10.3390/nu14081640
  3. Neuhouser ML, Wassertheil-Smoller S, Thomson C, et al. (2009). Multivitamin Use and Risk of Cancer and Cardiovascular Disease in the Women's Health Initiative. Archives of Internal Medicine, 169(3), 294-304. https://doi.org/10.1001/archinternmed.2009.94
  4. Li S, Zhang Z, Wang Y, et al. (2023). The Efficacy and Safety of Multivitamin and Mineral Supplementation in Reducing the Incidence of Common Infections among Healthy Adults. Frontiers in Nutrition, 10, 1192042. https://doi.org/10.3389/fnut.2023.1192042
  5. Mursu J, Robien K, Harnack LJ, et al. (2011). Dietary Supplements and Mortality in Older Women: The Iowa Women's Health Study. Archives of Internal Medicine, 171(18), 1625-1633. https://doi.org/10.1001/archinternmed.2011.445
  6. Barringer TA, Kirk JK, Santaniello AC, et al. (2003). Randomized trial of a multivitamin-mineral supplement in prevention of infection and quality of life in older adults. Annals of Internal Medicine, 138(5), 365-371. https://doi.org/10.7326/0003-4819-138-5-200303040-00020
  7. Kennedy DO, Veasey R, Watson AW, et al. (2010). Effect of a Long-term Multivitamin Supplementation on Cognitive Function and Mood in Middle-aged and Older Adults. Psychopharmacology, 211(1), 55-68. https://doi.org/10.1007/s00213-010-2014-x
  8. Marriott BP, Olsho L, Hadden L, et al. (2010). Multivitamin supplementation improves vitamin status and reduces serum homocysteine in women, but has little effect on functional health outcomes. Journal of Nutrition, 140(5), 972-978. https://doi.org/10.3945/jn.110.122283
  9. Mennitti LV, Oliveira TH, Sperb AF, et al. (2020). Vitamin and Mineral Supplement Use and Risk of Cancer: A Meta-Analysis. Nutrients, 12(7), 2093. https://doi.org/10.3390/nu12072093
  10. Turenne L, Gaudreault V, Vandermorris A, et al. (2021). Micro- and Macronutrient Intake in Active Individuals and Potential Shortcomings of a ‘One-Size-Fits-All’ Approach. Sports Medicine, 51(12), 2539–2554. https://doi.org/10.1007/s40279-021-01453-2