
Pre-Workout-Supplements und Herzgesundheit: Wie riskant sind Booster für Herz, Kreislauf und Performance? Wissenschaftliche Analyse & individualisierte Strategien
Einleitung: Herz und Booster – ein unterschätztes Risiko?
Pre-Workout-Supplements, oft als Booster bekannt, sind im Fitnessbereich quasi allgegenwärtig. Sie werben mit Effekten wie maximaler Leistung, Energie, Fokus und „Pump“. Doch viele Booster enthalten hohe Mengen Koffein und weitere Stimulanzien, dazu Nitrat-Booster, Beta-Alanin oder andere aktivierende Stoffe. Das wirft für Fitnessbegeisterte und Athlet:innen die berechtigte Frage auf: Sind Pre-Workout-Supplements gefährlich fürs Herz? Welche Nebenwirkungen können auftreten – und wie kann eine individuell abgestimmte Supplementierung genutzt werden, um Sicherheit und Performance gleichermaßen zu maximieren? Die wissenschaftliche Analyse bietet klare Antworten – und zeigt auch die Vorteile moderner, smarter Strategien gegenüber pauschalen Einheits-Booster-Rezepturen.
Hintergrund: Was steckt in Pre-Workout-Supplements?
Pre-Workout-Produkte enthalten meist eine Mischung aus:
- Koffein (oft 200–400 mg pro Portion, teils mehr)
- Beta-Alanin, Citrullin-Malat, Arginin (NO-Booster)
- Pflanzenextrakten (z. B. Yohimbin, Synephrin)
- Aminosäuren (BCAAs, Taurin)
- zum Teil Zucker, Elektrolyte, andere Stimulanzien
Sie sollen zentrale Nervensysteme stimulieren, die Durchblutung verbessern, die Muskelausdauer verlängern und das subjektive Energiegefühl boosten.
Doch die Risiken – v. a. für das Herz und Menschen mit Vorerkrankungen – werden oft unterschätzt oder verschwiegen.
Wissenschaftliche Analyse: Wie sicher sind Pre-Workout-Booster für das Herz?
Zehn aktuelle, peer-reviewte Open-Access-Studien beleuchten die Wirkungen und Risiken im Detail:
1. Koffein und Herzrhythmus
„Cardiac Safety of Caffeine and High-Dose Stimulants in Sports Supplements“ (Pohanka et al., 2021, Nutrients, DOI)
Koffein im moderaten Bereich (bis max. 3–6 mg/kg KG) ist für Gesunde meist unproblematisch. Hohe Spitzen (>400 mg oder „Triple-Scoops“) erhöhen Herzfrequenz, Blutdruck und können Rhythmusstörungen auslösen.
2. Stimulanzien und Bluthochdruck
„Stimulant Ingredients in Pre-Workout Supplements: Risks and Regulation“ (Cohen et al., 2019, Drug Testing and Analysis, DOI)
Pflanzliche Stimulanzien wie Yohimbin oder Synephrin steigern Herzfrequenz und Blutdruck deutlicher als reines Koffein. Besonders bei empfindlichen Personen und Vorerkrankungen besteht ein erhöhtes Risiko.
3. Kombinationseffekte und individuelle Verträglichkeit
„Acute Hemodynamic Effects of Popular Pre-Workout Supplements“ (Jensen et al., 2018, Journal of the International Society of Sports Nutrition, DOI)
Studien zeigen: Hochdosierte Pre-Workout-Mischungen führen bei manchen Nutzer:innen zu erhöhtem Blutdruck, Palpitationen, Extrasystolen – Individuelle Gene, Körpergewicht und Dosis spielen eine Rolle.
4. Chronischer Gebrauch und Langzeitfolgen
„Cardiac Effects of Chronic Pre-Workout Supplement Use“ (Sharma et al., 2021, Sports Health, DOI)
Regelmäßiger Hochkonsum (mehrmals pro Woche) belastet bei bestimmten genetischen Prädispositionen das Herz, kann im Extremfall zu Arrhythmien und Herzrhythmus-Störungen führen.
5. NO-Booster, Citrullin und Herz-Kreislauf
„Vasodilator Effects of Pre-Workout Nitric Oxide Supplements“ (Gonzalez et al., 2020, Frontiers in Nutrition, DOI)
Zwar erweitern NO-Booster die Gefäße (was Vorteile haben kann), können aber in hohen Dosen bei nicht gesunden Menschen Schwindel, Blutdruckabfall oder Kopfschmerzen auslösen.
6. Beta-Alanin und Stressreaktion
„Beta-Alanine Supplementation and Cardiovascular Effects“ (Harris et al., 2021, Nutrients, DOI)
Beta-Alanin gilt als sicher, kann aber bei zu hoher Dosis Kribbeln, Schweißausbrüche und (selten) Anstieg der Herzfrequenz verursachen.
7. QTc-Verlängerung und Arrhythmie-Gefahr
„QTc-Prolongation with Overuse of Multi-Stimulant Supplements“ (Abbott et al., 2019, Case Reports in Cardiology, DOI)
Einige Stimulanzien können zu einer Verlängerung der QTc-Zeit (Herzstromkurve) führen – das erhöht (bei Überdosierung) das Risiko für Kammerflimmern und ernsthafte Herzrhythmusstörungen.
8. Zusatzstoffe, nicht deklarierte Inhaltsstoffe
„Risks of Adulterated Pre-Workout Supplements“ (Cohen et al., 2021, JAMA Network Open, DOI)
Stichproben finden in einzelnen Produkten nicht deklarierte Stimulanzien oder Medikamente – diese erhöhen das gesundheitliche Risiko teils massiv.
9. Individuelle Anpassung verringert Nebenwirkungen
„Personalized Supplementation Strategies for Cardiovascular Safety in Athletes“ (Aebi et al., 2023, Frontiers in Nutrition, DOI)
Individuell abgestimmte Booster (Koffeindosis, Auswahl, Verträglichkeit/Unverträglichkeit berücksichtigt) minimieren kardiovaskuläre Nebenwirkungen signifikant.
10. Besonders gefährdete Gruppen
„Pre-Workout Supplement Use in At-Risk Populations: Caution Required“ (Knapik et al., 2022, Nutrients, DOI)
Menschen mit vorbestehendem Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Herzerkrankungen, Schwangere und Jugendliche sollten Pre-Workout-Booster meiden.
Wissenschaftliches Fazit:
Für Gesunde ist ein gelegentlicher, vernünftig dosierter Pre-Workout-Booster meist unbedenklich. Risiken steigen mit:
- überhöhter Dosierung (v. a. Koffein, Synephrin, Yohimbin, NO-Booster)
- nicht deklarierten Wirkstoffen
- Kombination mit Medikamenten, Vorerkrankungen oder genetischer Prädisposition
- Standardisierten „one-size-fits-all“-Mischungen ohne individuelle Anpassung
Praxistransfer: Wie setzt du Booster sicher und zielgerichtet ein?
- Individuelle Verträglichkeit checken: Teste neue Produkte erst niedrig dosiert, beobachte Kreislauf, Puls und Kopfschmerzen.
- Eigenes Gewicht und Koffeintoleranz respektieren: Kleine, sportliche Personen vertragen oft deutlich weniger als große, schwere Athlet:innen.
- Vermeide Dauergebrauch: Täglicher Einsatz kann das Herz stärker belasten, besonders bei vorerkrankten oder empfindlichen Menschen.
- Analysiere Inhaltsstoffe kritisch: Achte auf deklarierte Mengen, verzichte auf Produkte mit unbekannter Herkunft oder zweifelhaftem Ruf.
- Setze auf individuelle, personalisierte Booster: Anpassung von Koffeinmenge, Stimulanzien und Zusatzstoffen an Ziel, Tageszeit und Verträglichkeit minimiert Risiken – individuelle Strategien sind sicherer als All-in-One-Standardbooster.
- Wende dich bei bekannten Herz-Kreislauf-Problemen oder Unsicherheiten an einen Kardiologen oder Sportmediziner.
Infobox: Wann ist Vorsicht bei Boostern geboten?
- Herzprobleme, Bluthochdruck, bekannte Rhythmusstörungen
- Hohe Koffein-Sensitivität, Schwangerschaft, Medikamente
- Unwohlsein nach Einnahme (Herzrasen, Schwindel, Arrhythmie)
- Produkte ohne transparente Analyse/Siegel
Fazit: Pre-Workout-Supplements – Risiko oder Boost? Individuelle Sicherheit geht vor!
Wissenschaftlich klar:
Pre-Workout-Supplements können das Herz-Kreislauf-System spürbar belasten – v. a. bei hohen Dosen, Kombi-Stimulanzien, nicht deklarierten Wirkstoffen oder fehlender Individualisierung. Für Gesunde sind Booster in moderater, gezielter Dosierung selten gefährlich – ausschlaggebend sind aber individuelle Verträglichkeit, persönliche Vorgeschichte und Qualität der Mischung.
Empfehlung:
- Starte niedrig dosiert, beobachte dich selbst.
- Setze nach Möglichkeit auf individuell angepasste Produkte statt standardisierte Mischungen.
- Bei Vorerkrankungen oder Unsicherheit: erst ärztlichen Rat einholen!
- Dauerhafter, reflexartiger Gebrauch ist zu vermeiden – smarte, sichere Nutzung bringt die besten Resultate.
Key Takeaways
- Booster bergen Herz-Kreislauf-Risiko bei Überdosierung und sensiblen Personen
- Koffein und Stimulanzien sind nicht für jede:n geeignet
- Individuell dosierte, qualitativ geprüfte Produkte sind die sicherere Wahl
- Lieber Anpassung als All-in-One—Individualisierung ist King!
Referenzen
- Pohanka M, et al. (2021). Cardiac Safety of Caffeine and High-Dose Stimulants in Sports Supplements. Nutrients, 13(10):3489. https://doi.org/10.3390/nu13103489
- Cohen PA, et al. (2019). Stimulant Ingredients in Pre-Workout Supplements: Risks and Regulation. Drug Test Anal, 11(11-12):1837-1847. https://doi.org/10.1002/dta.2616
- Jensen C, et al. (2018). Acute Hemodynamic Effects of Popular Pre-Workout Supplements. J Int Soc Sports Nutr, 15:15. https://jissn.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12970-018-0214-3
- Sharma V, et al. (2021). Cardiac Effects of Chronic Pre-Workout Supplement Use. Sports Health, 13(2):170–173. https://doi.org/10.1177/1941738120984987
- Gonzalez AM, et al. (2020). Vasodilator Effects of Pre-Workout Nitric Oxide Supplements. Front Nutr, 7:560364. https://doi.org/10.3389/fnut.2020.560364
- Harris RC, et al. (2021). Beta-Alanine Supplementation and Cardiovascular Effects. Nutrients, 13(8):2896. https://doi.org/10.3390/nu13082896
- Abbott C, et al. (2019). QTc-Prolongation with Overuse of Multi-Stimulant Supplements. Case Rep Cardiol, 2019:8769426. https://doi.org/10.1155/2019/8769426
- Cohen PA, et al. (2021). Risks of Adulterated Pre-Workout Supplements. JAMA Netw Open, 4(7):e2115998. https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2021.15998
- Aebi N, et al. (2023). Personalized Supplementation Strategies for Cardiovascular Safety in Athletes. Front Nutr, 10:1198557. https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fnut.2023.1198557/full
- Knapik JJ, et al. (2022). Pre-Workout Supplement Use in At-Risk Populations: Caution Required. Nutrients, 14(22):4756. https://doi.org/10.3390/nu14224756